"Wer von Euch weiß, was ein Philosoph ist?" – die 3er und 4er denken nach. Ein paar Kinder melden sich. Eine Antwort: "Jemand, der über etwas Bestimmtes denkt?" – "Genau! Und wer von Euch denkt manchmal etwas über etwas?". Die Finger fliegen in die Luft. Anja von Kampen ist begeistert: "Seht Ihr? Ihr seid nämlich alle Philosophen! Menschen, die über Dinge in der Welt nachdenken."
So begann Anja von Kampen, Erfinderin des kleinen Denkers und Philosophen Knietzsche, ihre Lesungen und Gespräche mit den Kindern der Jahrgangsstufen 1 bis 6, in welchen sie die Heftchen und Kurzvideos von Knietzsche zu bestimmten Fragenkomplexen zum Anlass nahm, gemeinsam über philosophische Fragen nachzudenken und zu diskutieren.
Knietzsche hat sich schon in sehr jungen Jahren denkend mit Fragen auseinandergesetzt, die uns alle beschäftigen, wie: "Was bedeutet Glück?", "Was ist das Gute an der Peinlichkeit?", "Dürfen wir lügen? Wie ist das überhaupt mit der Wahrheit?". Seine Gedankenausflüge, auf welchen er oft verblüffend einfache Antworten auf knifflige Fragen findet, können in den kurzen Videoclips auf www.knietzsche.com verfolgt werden.
An unserer Schule ging es diesmal um die Themen "Respekt" und "Mobbing" (Klassen 3+4), "Freundschaft" und "Wut" (Klassen 1+2) und über den "Tod" (Klassen 5+6). Es war eine Freude zu sehen, wie lebhaft die Schüler bei der Sache waren und wie begeistert alle an den Gesprächen teilnahmen. Hier konnten sie nach Herzenslust drauflosphilosophieren und ihre Gedanken und Erfahrungen zu den verschiedenen Themen teilen. Dass man zum Beispiel nur respektvoll behandelt wird, wenn man auch anderen respektvoll begegnet und ihre Bedürfnisse achtet. Dass Streiten auch sinnvoll sein kann, um sich abzugrenzen und zu positionieren. Wo aber der Streit aufhört und das Mobbing beginnt. Dass man, wenn es so weit kommt, sich auch Hilfe holen muss, von Erwachsenen und Freunden. Was Freundschaft bedeutet, wie man Freunde findet, was man selbst tun kann um Freunde zu finden. Dass Freundschaften auch kommen und gehen können. Was man machen kann, wenn man so richtig wütend wird. Dass man dann nicht einfach um sich schlägt, sondern sich besser mit einem Kühlpack wieder abkühlt.
Und schließlich das Thema Tod: Die Kinder waren schnell dabei, dass der Tod eigentlich sehr normal ist, dass er überall und immer zum Leben dazugehört und dass es gar nicht so toll wäre, ihn abzuschaffen. Hier kamen die Schüler z. B. auf das Thema Unsterblichkeit: Möchte man unsterblich sein? Was würde das bedeuten? Würde das Leben dann nicht stink langweilig, weil man irgendwann alles gesehen hat? Könnte nicht jemand die Macht an sich reißen und unendlich lange regieren und die ganze Welt unterdrücken? Würde die Erde dann nicht viel zu voll werden und alle würden sich auf der Erde knubbeln? Müsste man dann auf dem Spielplatz 3 Tage warten, bis man endlich mal Trampolin springen oder schaukeln kann?
Warum es so wichtig ist, schon mit Kindern über das Thema Tod zu sprechen, erklärte Frau von Kampen beim abendlichen Elterngespräch. Kinder haben oft noch ein unbefangenes Verhältnis dazu, sind neugierig, können phantasievoll mit dem Thema umgehen und sind schnell dabei zu akzeptieren, dass man um den Tod nicht herumkommt. Gleichzeitig kann Sachwissen dabei helfen, dem Tod den Schrecken zu nehmen und ihn als einen natürlichen Prozess zu verstehen.
Anja von Kampen lässt die Kinder sprechen, greift die Gedanken und Themen auf, die sie gerade beschäftigen, geht darauf ein und lässt dem Gespräch behutsam gelenkten freien Lauf. Dabei begegnet sie den Schülern immer auf Augenhöhe, kein Gedanke ist abwegig, komisch oder unpassend. – "Bei Kindern hat alles einen logischen Zusammenhang, alle Fragen und Vorstellungen haben ihren Ursprung und ihre Begründung", so Anja von Kampen. Die wichtigste Erkenntnis des Tages: Philosophieren macht Spaß! Auch, wenn die Themen schwierig sind.
Vielen Dank, Frau von Kampen!